NOX: Impulse
'NOX: Impulse' ist eine öffentliche Programmreihe, die Lawrence Leks Werk aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Im Rahmen des Ausstellungsbesuchs können Besucher:innen an Sessions mit Präsentationen, Lesungen und Diskussionen teilnehmen.
Lawrence Leks NOX ist die spekulative Erzählung einer Smart City der nahen Zukunft, in der künstlich intelligente Wesen ein eigenes Verständnis der Welt um sie herum entwickelt haben. Lek verwebt filmische Formate, Gaming und lokativen Sound mit sinofuturistischen Vorstellungswelten, östlichen und westlichen Philosophien sowie globalisierten Smart-City-Prozessen, um grundlegende Fragen über die Folgen zunehmender Automatisierung zu stellen.
Gemeinsam mit Expert:innen, Forscher:innen und Praktiker:innen verschiedener Bereiche nähern wir uns in der Reihe “NOX: Impulse” der Arbeit von Lawrence Lek aus unterschiedlichen Perspektiven. Wir laden euch ein, als Teil eures Ausstellungsbesuchs mit unseren Gästen aus Wissenschaft und Praxis in Austausch zu treten. Nach einem Impuls zu Beginn der Ausstellung findet im Anschluss an den Rundgang eine Session mit Präsentationen, gemeinsamen Lesungen und Gesprächen im Kuppelbereich des Gebäudes statt.
Die Teilnahme an den Impulsen ist mit einem Ausstellungsticket kostenfrei. Schaue dir den Überblick der Impulse an, um deinen Besuch zu planen. Treffpunkt ist am Eingang der Ausstellung; bitte sei pünktlich zu Beginn des Zeitfensters da, um am Impuls teilzunehmen.
Near-future Smart City mit Anja Lüttmann (CityLAB Berlin)
Samstag, 2. Dezember [15:30–17:00]
Lawrence Lek situiert NOX in einer nicht weiter benannten Smart City der nahen Zukunft, in der fühlende, künstlich intelligente Wesen, die selbstfahrenden Fahrzeuge Enigma-76 und Vanguard-3181, Teil des urbanen Gefüges sind. Smart Citys, sogenannte intelligente Städte, nutzen fortschrittliche Datenerfassung und digitale Infrastrukturen, um alle Ebenen urbanen Lebens zu verwalten. Auf der ganzen Welt streben Städte nach Smartness (siehe Orit Halperns Essay “Becoming Smart”) und auch in Berlin ist die intelligente Stadtentwicklung auf dem Vormarsch. Dabei ist eine Vielzahl technischer, politischer und sozialer Prozesse für einen Wandel hin zur Smart City notwendig – und die Meinungen zu diesen Entwicklungen reichen von begeisterter Befürwortung zu besorgter Ablehnung.
Gemeinsam mit der Smart City-Designerin Anja Lüttmann (CityLAB Berlin) begeben wir uns durch die Ausstellung und schauen hinter die Kulissen der Smart City von NOX. Wie sieht eine smarte Zukunft unserer Städte aus? Und wie können wir sie mitgestalten?
Anja Lüttmann ist Smart City-Designerin beim CityLAB Berlin, wo sie sich mit der Frage beschäftigt, wie Städte digital vernetzt und lebenswerter gestaltet werden können.
Wähle Samstag, 2. Dezember [15:30–17:00] im Ticketshop, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
Training AI: Wie lernt künstliche Intelligenz? mit Prof. Dr. Wolfgang Wahlster (Deutsches Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz [DFKI])
Donnerstag, 7. Dezember [17:00–18:30]
NOX steht für Nonhuman Excellence, nichtmenschliche Exzellenz. Es ist ein Trainings- und Therapiezentrum für empfindungsfähige KI, die den ihr vorgegebenen, von der fiktiven Farsight Corporation bestimmten Weg größtmöglicher Funktionsfähigkeit verlassen hat. Das Zentrum bietet ganzheitliche therapeutische Ansätze für Körper und Geist und je nach NoxCoin-Budget auch luxuriöse Therapiepakete an – etwa eine Therapieform, die einen Ausritt mit dem Pferd Dakota beinhaltet. Dabei ist alles, was im Zentrum passiert, auf das Ziel ausgelegt, “Exzellenz” wiederherzustellen, das heißt, Traumata und Fehlfunktionen der selbstfahrenden Fahrzeuge zu überwinden und die größtmögliche Kontrolle über sie wiederzuerlangen.
Was in Lawrence Leks NOX als ein Katalog therapeutischer Maßnahmen erscheint, beschäftigt KI-Wissenschaftler:innen seit Beginn der Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Wie kann KI “trainiert” werden? Wie gehen wir sicher, dass künstliche Intelligenz für uns Menschen kontrollierbar bleibt und wie verhalten wir uns, wenn sie entscheidet, ihren eigenen Weg zu gehen?
Prof. Dr. Wolfgang Wahlster ist einer der führenden Köpfe auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Er war Gründungsdirektor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und sitzt unter anderem im Komitee zur Vergabe der Nobelpreise für Physik und Chemie.
Wähle Donnerstag, 7. Dezember [17:00–18:30] im Ticketshop, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
Eastern Futurisms mit Charmaine Poh und Park Hye-in (AFSAR, Asian Feminist Studio for Art and Research)
Samstag, 9. Dezember [15:30-17:00]
Lawrence Leks Sinofuturismus beschreibt eine Vorstellungswelt, die in der Industrialisierung Chinas und der Entwicklung von künstlicher Intelligenz wurzelt. Seit 2016 haben seine Untersuchungen verschiedene Formate angenommen, darunter Filme, Spiele, Installationen und Soundtracks, und hinterfragen darin unter anderem, wie nicht-menschlichen Akteur:innen Handlungsfähigkeit und Souveränität zuerkannt werden kann. Einige der wichtigsten Ansätze des Sinofuturismus entstammen jahrtausendealter ostasiatischer Philosophie und buddhistischen Lehren. Guanyin, ein KI-Therapie-Bot, der selbstfahrenden Autos bei der Bewältigung ihrer Krisen hilft, ist nach der buddhistischen Göttin des Mitgefühls benannt. An anderer Stelle der Ausstellung sinniert Enigma-76 in Anlehnung an buddhistische Weisheiten über die Vergänglichkeit des Körpers und die Dauerhaftigkeit der Seele.
Gemeinsam mit Charmaine Poh und Park Hye-in vom Asian Feminist Studio for Art and Research erkunden und entschlüsseln wir einige dieser Verweise auf ostasiatisches philosophisches Denken, unter anderem anhand des Werks des Hongkonger Philosophen Yuk Hui.
Charmaine Poh ist eine in Berlin und Singapur lebende Künstlerin, die in den Bereichen Medien, Bewegtbild und Performance arbeitet. Park Hye-in ist Kuratorin und künstlerische Forscherin zwischen Berlin und Seoul. Sie widmet sich in ihrer Arbeit der Analyse von Manifestationen und Diskursen, die in der zeitgenössischen Kunst Ostasiens unter dem Einfluss von technologischen, sozialen und politischen Kontexten vorherrschen.
Wähle Samstag, 9. Dezember [15:30–17:00] im Ticketshop, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
Producing NOX mit Alexis Convento und Harriet Collins (LAS Art Foundation)
Mittwoch, 13. Dezember [15:30-17:00]
NOX ist Lawrence Leks bislang umfangreichste und ambitionierteste Ausstellung. Sie erstreckt sich als filmische Landschaft von architektonischem Ausmaß über drei Etagen eines ehemaligen Kaufhauses in Berlin-Charlottenburg und führt Besucher:innen mittels ortsbasierter Sounds durch eine Erzählung über empfindungsfähige KI. Lawrence Lek setzt verschiedene Medien ein, darunter Audio, Video und Game Design, um die fiktive Welt von NOX zum Leben zu erwecken und eine Immersion zu schaffen, die physischen Raum und spekulative Erzählung miteinander verwebt.
Die Ausstellung NOX entstand nach einer Vision des Künstlers und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Gestalter:innen, darunter der Bühnenbildnerin Celeste Burlina, den Raumklangentwickler:innen von usomo sowie den Spieldesigner:innen Panama Papers Office und Guillaume Roux (die vollständige Teamliste findest du hier). In diesem Impuls geben LAS-Projektmanager:in Alexis Convento und Produzentin Harriet Collins Einblicke in die Entstehung dieses ortsspezifischen Projekts, die Besonderheiten einer immersiven Ausstellung in historischer Architektur und die Herausforderungen und Potenziale bei der Präsentation von Medienkunst.
Alexis Convento und Harriet Collins sind Teil des Produktionsteams der LAS Art Foundation und haben gemeinsam die Realisierung von NOX koordiniert.
Wähle Mittwoch, 13. Dezember [15:30-17:00] im Ticketshop, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
Cinema by Other Means mit Prof. Kathi Kæppel (Universität der Künste Berlin)
Donnerstag, 4. Januar 2024 [17:00-18:30]
Lawrence Leks NOX reiht sich in das sinofuturistische filmische Universum des Künstlers ein, das er seit 2016 in Form von Filmen, Spielen, Installationen und Soundtracks erschafft. Dabei erweitert Lek eine junge Tradition künstlerischer Formen von Animation und Film, die im ‘Expanded Cinema’ (Youngblood 1970) [1] der 1960er Jahre wurzeln und von immer durchlässigeren Grenzen zwischen Film, Animation, dem physischen und virtuellen Raum sowie den Möglichkeiten einer vierten Dimension geprägt sind. Die allgegenwärtige Verbreitung und Neuverortung des bewegten Bildes gehen nicht nur mit der Auflösung medialer Grenzen einher, sondern auch mit einer Verwischung medialer Räume und realweltlicher Umgebung, Alltagsrealität und medial vermittelter Narrationen. Mit der filmischen Assemblage NOX hat Lek eine immersive Ausstellung auf einer architektonischen Skala geschaffen, in der Besucher:innen Teil einer spekulativen Nah-Zukunft werden und die Narration durch ihre individuelle physische Bewegung im Raum beeinflussen. Das ‘Expanded Field’ (Krauss 1979) [2], in dem sich die Animation in NOX bewegt, wird zum Spannungsfeld, das durch den Gegensatz von Dreidimensionalität und Zweidimensionalität, als Ausprägung der Oppositionen von Installation und Film bestimmt wird.
Kathi Kæppel wird die einzigartigen Formen filmischen Erzählens erläutern, die Lek in NOX anwendet. Wie verändert sich ein Filmerlebnis, wenn es sich über räumliche und klangliche Bereiche hinweg entfaltet? Wie wirken sich Game-Engines auf die Film- und Videoproduktion aus?
Prof. Kathi Kæppel lehrt und forscht als Gastprofessorin für Gestaltung des bewegten Bildes an der Universität der Künste Berlin.
Wähle Donnerstag, 4. Januar 2024 [17:00-18:30] im Ticketshop, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
[1] Youngblood, Gene (1970). Expanded Cinema, New York: Dutton/ London: Studio Vista.
[2] Kraus, Rosalind E. (1979). Sculpture in the Expanded Field. In: October 8, p. 33, reprinted in: The Originality of the Avant Garde and Other Modemist Myths, Cambridge/MA 1985, S. 276-290.
Hacking the Smart City – Cyberfeminist Resistance mit Maja-Lee Voigt (Leuphana Universität Lüneburg)
Dienstag, 9. Januar 2024 [15:30-17:00]
Wer oder was steckt hinter NOX? Eine mögliche Antwort lautet: Das fiktive Unternehmen Farsight Corporation, ein global agierendes Imperium smarter Technologien, welches das Ziel von Expansion und Kontrolle seiner künstlich intelligenten Produkte verfolgt. Das unternehmerische Netzwerk umfasst eine Reihe von Branchen, etwa Unterhaltung, Gastgewerbe und Finanzen und ist auch in der Smart City präsent, in der sich das Rehabilitationszentrum NOX befindet. Wie Orit Halpern in ihrem Essay “Smart Werden” beschreibt, ist auch die heutige Entwicklung hin zu Smart Citys oftmals von unternehmerischen Interessen angetrieben, die wiederum von großen Technologiekonzernen und auf der Grundlage von Spekulationskapital orchestriert werden. Unter dem Deckmantel einer vermeintlich lebenswerteren Zukunft für alle, reproduzieren diese Entwicklungen nicht selten repressive Standards und marginalisierende Strukturen gegenüber Mitgliedern der Stadtgesellschaft, die sich außerhalb einer konstruierten “Norm” von Gender, race, oder Klassenzugehörigkeit befinden.
Mit Maja-Lee Voigt vom Centre for Digital Studies der Leuphana Universität Lüneburg fragen wir, welche Möglichkeiten des Widerstands es geben kann. Wie stellen wir uns Entwicklungen entgegen, welche die Smart City womöglich zu einem Ort algorithmischer Unterdrückung machen? Wie gehen wir sicher, dass die Smart City, diese zukunftsorientierte Idee urbanen Lebens, uns allen gehört?
Maja-Lee Voigt ist Stadtforscherin, Doktorandin an der Leuphana Universität Lüneburg und Mitbegründerin des interdisziplinären Stadtforschungskollektivs Akteurinnen für urbanen Ungehorsam in Hamburg.
Wähle Dienstag, 9. Januar 2024 [15:30-17:00] im Ticketshop, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
Biografien
06Anja Lüttmann
Prof. Dr. Wolfgang Wahlster
Charmaine Poh und Park Hye-in
Alexis Convento und Harriet Collins
Prof. Kathi Kæppel
Maja-Lee Voigt