Shu Lea Cheang UKI
21. – 22. Juli 2023
Kranzler Eck
Wir schreiben das Jahr 2060. Was geschieht mit abgelaufenen Humanoiden?
LAS präsentiert ein zweitägiges Screening- und Veranstaltungsprogramm anlässlich der Berlin-Premiere von Shu Lea Cheangs neuestem Film UKI (2009-2023). Der Film ist der Höhepunkt von Cheangs künstlerischer Auseinandersetzung mit viraler Liebe, Bio-Hacking und queerer Vorstellungskraft während der letzten vierzehn Jahre. Die Veranstaltung erweitert die filmische Welt von UKI durch Sound und Live-Performances von Künstler:innen, die eine Schlüsselrolle im Film gespielt haben.
UKI setzt sich mit Themen wie institutionelle Unterdrückung, Geschlechterpolitik, soziale Ungleichheit, Umweltverschmutzung und queere Zukunftsvisionen auseinander – Themen, die sie seit vierzig Jahren erkundet. Der Film erzählt die Geschichte von Reiko — ein:e außer Dienst gestellte:r humanoide:r Replikant:in — im Jahr 2060. Die GENOM Corporation entwickelte Reiko, um Orgasmusdaten zu sammeln. Ausrangiert und auf der giftigen Müllhalde von E-Trashville entsorgt, wird Reiko mit Hilfe anderer Mutant:innen, Replikant:innen und E-Trashville-Bewohner:innen wiederaufgebaut, neu gestartet und verwandelt. In einer parallelen Zeitschiene, in einer von einer viralen Infektion und sozialen Unruhen geplagten Stadt, trinken Gäste in einem örtlichen Diner Kaffee und diskutieren die aktuellen Ereignisse. Die GENOM Corporation und ihre Werbung sind allgegenwärtig und versprechen eine Lösung und Heilung im Austausch für den Zugang zu ihren DNA- und Biodaten. Währenddessen ernten sie Orgasmusdaten, um neue Pharmazeutika zur Kontrolle der Bevölkerung herzustellen. Wird es Reiko gelingen, GENOMs hinterhältiges Vorhaben zu stoppen?
UKI wurde 2009 konzipiert und während der Pandemie fertiggestellt. Viele Themen scheinen auf aktuelle Ereignisse zu reagieren, sind jedoch keineswegs neu in Cheangs Arbeiten. Als sie in den 1980er und 90er Jahren in New York lebte, wurde Cheang durch ihre Erlebnisse während der AIDS-Epidemie nachhaltig geprägt. Während so viele Mitglieder der queeren Community dem tödlichen Virus zum Opfer fielen, hielten pharmazeutische Unternehmen und Regierungen lebensrettende Medikamente zurück, die sich die Betroffenen nicht leisten konnten. Cheangs Arbeit hat sich schon immer auf das Leben und die Erfahrungen marginalisierter Gruppen sowie deren Kampf gegen feindliche oder gleichgültige soziale Systeme, Regierungen und Unternehmen konzentriert. Eine frühe bedeutende Arbeit der Netzkunst ist unter anderem Brandon (1998/1999). Es erzählt die wahre Geschichte von Brandon Teena, einem Mann aus Nebraska, der brutal vergewaltigt und ermordet wurde, nachdem seine Transgender-Identität bekannt wurde. Spätere Werke griffen Science-Fiction als Werkzeug auf, um queere und anti-koloniale Vorstellungen zu etablieren, und nutzten Hacking als Rahmen, um Handlungsfähigkeit und Autonomie zurückzugewinnen.
Neben den Filmvorführungen präsentiert LAS ein begleitendes Veranstaltungsprogramm und erweitert so das filmische Universum von UKI. Installationen und Performances, die aus Szenen von UKI abgeleitet wurden, werden neu inszeniert. Am Freitag, den 21. Juli 2023 wird Cheang vor der Berliner Premiere gemeinsam mit dem Queer-Kulturtheoretiker João Florêncio eine Einführung zum Film geben. Im Anschluss finden Performances mit den Darsteller:innen und Mitwirkenden des Films statt. Am Samstag, den 22. Juli 2023 erwartet die Besucher:innen ein musikalisches Programm, inspiriert von den Soundtracks UKI und I.K.U., mit Live-Performances und DJ-Sets von Royal Dust, Mieko Suzuki, Dennis Gundlach, Saint Precious, Rey KM Domurat und Tobias Freund. Die venezolanische Sängerin, Produzentin und Elektro-Musikerin Aérea Negrot, welche die Filmmusik von I.K.U. für UKI adaptiert hat, leitet das Programm.
Filmdauer: 80 Minuten
Programm
Freitag, 21. Juli 2023
19:00 Uhr: Einlass
20:00 Uhr: Begrüßung und Talk mit Shu Lea Cheang und João Florêncio 21:30 Uhr: Film Screening UKI
22:50 – 01:00 Uhr: DJ-Performance & Kuppelprojektion mit Tyra Wigg, Asia-James Ryan Ryyves Thomas, Alan Chen, Jin , Bernard J. Butler, Sky Deep und Ioana Vreme Moser
Samstag, 22. Juli 2023
20:00 Uhr: Einlass
21:00 Uhr: Begrüßung
21:30 Uhr: Film Screening UKI
23:00 – 05:12 Uhr (Sonnenaufgang am 23. Juli): DJ Sets und Sound Performances
Für die Last Neurone-Nacht voller Remixe und Live-Jams wird UKI-Musikproduzentin Aérea Negrot von Royal Dust, Dennis Gundlach, Mieko Suzuki, Tobias Freund, Saint Precious, Rey KM Domurat unterstützt. Die Besucher:innen sind eingeladen unter der Kuppel des Kranzler Ecks in Berlin zu feiern und zu tanzen. Die Nacht endet bei Sonnenaufgang um 5:12 Uhr mit einem Frühstück auf der Terrasse.
Jede:r Künstler:in (oder jedes Duo) hat ein 40-minütiges Solo, jeder Soloauftritt führt zu einer Impro/Jam Session von 20 Minuten unter der Leitung von Aérea Negrot.
Shu Lea Cheang
Shu Lea Cheang ist eine Künstlerin und Filmemacherin. Ihre genre-überschreitende, gender-fluide Praxis stellt bestehende Strukturen und die Grenzen infrage, die Individuen von der Gesellschaft, der Umwelt, der Politik und der Wirtschaft auferlegt werden. Ihr Projekt BRANDON (1998-99) machte sie zur Pionierin der Netzkunst: Es ist das erste Online-Kunstwerk, das vom Solomon R. Guggenheim Museum in New York in Auftrag gegeben und in die Sammlung aufgenommen wurde. Cheang Filme in Spielfilmlänge, FRESH KILL (1994), I.K.U. (2000) und FLUIDø (2017) trugen gemeinsam dazu bei, ein neues Genre des queeren Sci-Fi-Kinos zu definieren. 2019 vertrat Cheang Taiwan bei der 58. Internationalen Kunstausstellung der La Biennale di Venezia, mit ihrem Werk 3x3x6. Seit 2009 bewegt sich Cheangs Praxis in einer fiktionalen BioNet-Welt nach dem Zusammenbruch des Internets, in der sie Themen wie virale Liebe, Bio-Hacking sowie queere und anti-koloniale Imaginationen behandelt.
Credits
Veranstaltung präsentiert von LAS Art Foundation
Kuratiert von Julia Kaganskiy, assistiert von Zoe Büchtemann
Produziert für LAS Art Foundation von Nok Akt
UKI-Premiere mit LAS Art Foundation
Film credits
UKI, Sci-Fi-Kino, Shu Lea Cheang, 2023.
Produziert von Shu Lea Cheang und Jürgen Brüning
Gefördert durch die John Simon Guggenheim Memorial Foundation und das Medienboard Berlin Brandenburg.