Josèfa Ntjamswell of spæc(i)es
20. April — 24. November 2024 | Geöffnet Do – So
Accademia di Belle Arti di Venezia
Josèfa Ntjam entwickelt in swell of spæc(i)es einen neuen Schöpfungsmythos, in dem Plankton zur Brücke zwischen Ozean und Weltraum, Biologie und Mythologie, Vergangenheit und Zukunft wird.
Eine Begleitveranstaltung der 60. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia
Geöffnet von Donnerstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr
Ntjam bespielt mit swell of spæc(i)es einen Pavillon im Innenhof der Accademia di Belle Arti di Venezia. Die Installation empfängt das Publikum als kosmische und zugleich ozeanisch anmutende Landschaft. Auf einer gebogenen LED-Wand wird eine zyklische CGI-Animation gezeigt, deren Klangwelt von der Komponistin Fatima Al Qadiri stammt. Aus dem Boden des Raumes wächst eine membranartige, begehbare Skulptur empor, die atmosphärische, elektroakustische Frequenzen verströmt. Aus zwei schwebenden Soundduschen, die in ihrer Form an quallenartige Wesen erinnern, dringen Fragmente einer Erzählung von Schöpfung und Verwandlung, Kampf und Widerstand. Ntjams Klangskulpturen bestehen aus innovativen Materialien wie biobasierten Kunstharzen und Textilien auf der Grundlage von Reishi-Pilzen.
Die Künstlerin führt verschiedene Perspektiven und Wissenssysteme zusammen und entwirft mit swell of spæc(i)es eine Poetik der Alterität. Sie verbindet Elemente des Dogon-Schöpfungsmythos mit biologischen und astronomischen Funden zu einem Narrativ, das einen in sich geschlossenen Kreislauf bildet. Die Charaktere ihres Filmes sind Hybride hegemonial unterdrückter Geschichten und Figuren. Sie wurden mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) und anderer digitaler Werkzeuge geschaffen. Ntjam nutzte dazu einen Datensatz, der neben 3D-Modellen von Meereslebewesen und westafrikanischen Statuen aus Museumssammlungen auch Fotografien umfasst, die dekoloniale Unabhängigkeitskämpfe dokumentieren. Durch die Einbettung in kosmische und ozeanische Landschaften lässt Ntjam das Erbe dieser Geschichten wiederaufleben. Einen Referenzpunkt für diesen Ansatz bildet der Drexciya-Mythos des gleichnamigen Detroiter Electro-Duos. Demzufolge begründeten die Nachkommen der im Zuge des transatlantischen Menschenhandels über Bord geworfenen Frauen ein eigenes Unterwasserreich. Ebenso bezieht sich Ntjam auf die afrofuturistische Vision der Jazz-Legende Sun Ra, in der Saturn zu einem Zufluchtsort der afrikanischen Diaspora wird.
„swell of spæc(i)es ist ein alchemistischer Prozess – das Verbinden der Ahnenwelt mit neuer Technologie.“
— Josèfa Ntjam
Der Pavillon, konzipiert vom Architekturstudio UNA / UNLESS unter der Leitung von Giulia Foscari, ist ein blaues, reflektierendes Prisma in Dreiecksform. Die markante Geometrie bildet einen spannungsreichen Kontrast zu den organischen Formen in seinem Innern.
In einem interaktiven Teil, der in der Palazzina Canonica des Istituto di Scienze Marine (ISMAR) gezeigt wird, kann das Publikum die Ahnengeschichten von Ntjams Charakteren erweitern und fortschreiben. Mittels ihres Datensatzes und eines KI-basierten Tools können Besucher:innen neue Avatare der hybriden Planktonwesen kreieren, die während der Laufzeit des Projekts nach und nach ein virtuelles Ökosystem bevölkern.
swell of spæc(i)es wird durch ein Begleit- und Bildungsprogramm ergänzt, das mit Ocean Space, ISMAR und der Accademia di Belle Arti entsteht.
Begleit- und Bildungsprogramm
Saturday, 14. September 2024
Zoomarino. From the origins of life to the jungle of the sea
Eine Reihe von vier Workshops für Kinder und junge Menschen
Samstag, 14. September 2024
11:00–13:00
Accademia di Belle Arti di Venezia
Fondamenta Zattere Allo Spirito Santo 423
30123 Venedig, Italien
Die Teilnahme ist kostenlos, aber die Anzahl der Plätze ist begrenzt, eine Anmeldung ist erforderlich unter [email protected].
Mittwoch, 18. September 2024
Zoomarino. From the origins of life to the jungle of the sea
Workshop für digitale Animation
Mittwoch, 18. September 2024
09:30–13:30
Accademia di Belle Arti di Venezia
Fondamenta Zattere Allo Spirito Santo 423
30123 Venedig, Italien
Die Teilnahme ist kostenlos, aber die Anzahl der Plätze ist begrenzt, eine Anmeldung ist erforderlich unter [email protected].
„Und wenn die Welt aus unserer wässrigen Asche hervorgegangen wäre. Intertropische Kosmogonie der Nicht-Zeitlichkeiten//Ich bin dagegen//Ein Haufen Vulkanstein in einem schwarzen Ozean, der dem Weltraum ein paar Sterne zurückgab.”
— Auszug aus swell of spæc(i)es, Josèfa Ntjam
Informationen für Besucher:innen
Das Projekt umfasst zwei Veranstaltungsorte. Die Hauptinstallation befindet sich in einem eigens errichteten Pavillon im Innenhof der Accademia di Belle Arti di Venezia. Ergänzt wird sie durch einen interaktiven Teil in der Palazzina Canonica CNR-ISMAR (Istituto di Scienze Marine).
Installation:
Accademia di Belle Arti di Venezia
Fondamenta Zattere Allo Spirito Santo 423
30123 Venedig, Italien
Interaktiver Teil:
Palazzina Canonica CNR-ISMAR (Istituto di Scienze Marine)
Castello 1364/A
30122 Venedig, Italien
Öffnungszeiten:
Geöffnet von Donnerstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr, einschließlich der Feiertage 25.04., 01.05., 02.06., 15.08. und 01.11
Montag bis Mittwoch geschlossen (außer 22. April, 17. Juni, 22. Juli, 2. September, 30. September und 18. November)
Am Sonntag, den 27. Oktober, ist die Installation in der Palazzina Canonica CNR-ISMAR geschlossen.
swell of spæc(i)es: Guide
Dieser Guide bietet die Möglichkeit tiefer in die kosmische und zugleich ozeanisch anmutende Landschaft Ntjams einzutauschen.
Josèfa Ntjam
Josèfa Ntjam ist Künstlerin, Performerin und Autorin; in ihrer Praxis verbindet sie Skulptur, Fotomontage, Bewegtbild und Sound. Inspirationen für ihre Arbeiten findet sie im Internet, in naturwissenschaftlichen Büchern und Fotoarchiven. Ntjam fügt Bilder, Worte, Klänge und Geschichten zu Assemblagen zusammen, um die großen hegemonialen Narrative von Herkunft, Identität und ethnischer Zugehörigkeit zu dekonstruieren. Ihre Arbeit verwebt stets mehrere Erzählungen, deren Stränge sich aus der Recherche zu historischen Ereignissen, wissenschaftlichen Prozessen und philosophischen Konzepten speisen. Bezüge zu afrikanischen Mythologien – wie beispielsweise der westafrikanischen Dogon-Kosmogonie – und traditioneller und religiöser Symbolik verbindet sie immer wieder nahtlos mit Technologie und Science-Fiction.
Ntjam studierte in Amiens, Frankreich, und in Dakar, Senegal (Cheikh Anta Diop University) und schloss ihr Studium an der École Nationale Supérieure d’Art in Bourges, Frankreich (2015) sowie an der École Nationale Supérieure d’Art in Paris-Cergy, Frankreich (2017), ab. Ntjam wurde in Einzelausstellungen in den nachfolgenden Galerien und Institutionen gezeigt: matter gone wild, Fondation d’entreprise Pernod-Ricard, Paris, (2023-24); Limestone Memories – Un Maquis sous les Étoiles, NıCOLETTı, London (2023); When the Moon Dreamed of the Ocean, FACT, Liverpool, (2022-23); Underground Resistance – Living Memories, The Photographers’ Gallery, London, (2022); and we’ll kill them with love, CAC La Traverse, Alfortville, (2022); Molecular Genealogies, NıCOLETTı, London, (2021) und Allegoria, eine gemeinsame Ausstellung mit Kaeto Sweeney, Hordaland Art Center, Bergen, (2019). Sie nahm an einer Reihe internationaler Gruppenausstellungen teil, unter anderem im Forma, London (2023); Lafayette Anticipations, Paris (2023); Stedelijk Museum, Amsterdam (2022); LUMA Arles (2022); Palais de Tokyo, Paris (2020) und Centre Pompidou, Paris (2020).
Josèfa Ntjam ist derzeit Stipendiatin bei LVMH Métiers d‘Arts. Sie lebt und arbeitet in Saint-Étienne, Frankreich.
Presse
06Credits
Von LAS Art Foundation in Auftrag gegeben
Josèfa Ntjam team
Ausstellungsteam
Organisiert für LAS von
Besonderer Dank an:
LAS Team und Louise Nielsen, Ann-Charlotte Günzel, Amira Gad, Liz Stumpf; UNA / UNLESS (Giulia Foscari, Federica Zambeletti, Karol Czarzasty, Silvia Sandor, Olympia Simopoulou); Ocean Space, Venice (Markus Reymann, Francesca Thyssen-Bornemisza, Marco Zapperlorto, Eleni Tsopotou, Valeria Bottalico, Barbara Nardacchione); CNR-ISMAR (Istituto di Scienze Marine), Venice (Mario Sprovieri, Francesco Falcieri); Accademia di Belle Arti di Venezia (Riccardo Caldura, Carlotta Rossitto); Galerie Poggi, Paris (Jérôme Poggi, Camille Bréchignac); Nicoletti Contemporary, London (Camille Houzé)