Die Künstlerin Yehwan Songand und der Sci-Fi-Autor Qiufan Chen haben eine interaktive Website konzipiert, die zu einem Ort der Verehrung wird. Bewohnt wird dieser von DAOmoji, einer Gottheit, die aus dem Internet selbst entsteht und zwar aus all den Bytes, die durch Online-Interaktionen angesammelt werden. DAOmoji erscheint uns in Situationen, die wir alle kennen, aber oft fürchten, wie Prüfungen, Flugturbulenzen oder Arbeitsmeetings, und leitet die Besucher:innen an, eine Reihe von Bewegungen auszuführen: die Augen öffnen und wieder schließen, die Zähne zeigen oder die Schultern reiben. Diese seltsamen Online-Rituale schalten kuriose Glücksbringer frei, die mit anderen geteilt werden können und dazu gedacht sind, mit den belastenden Folgen des Klimawandels und dem Leben im Spätkapitalismus besser umzugehen. „I am feeling Luckier: How to (dramatically) change your life with FUN“ ist der Versuch einer viralen gemeinschaftsbildenden Maßnahme, die uns angesichts schwieriger Zeiten die Möglichkeit gibt, zauberhafte Talismane zu sammeln und mit anderen zu teilen.

Die Künstlerin und der Autor ließen sich von der ostasiatischen Tradition, Talismane zu verschenken, sowie ihrer gemeinsamen kritischen Einstellung zum Techno-Utopismus inspirieren. Ihre charmanten wie absurden Ritualen sind die Antwort auf eine düstere Zukunft und erzeugen durch die Mischung von naiver Hoffnung und Techno-Solutionismus eine kognitive Dissonanz. I am feeling Luckier: How to (dramatically) change your life with FUN enthält durch die digitale Darstellung mittels eines wenig anwendungsfreundlichen Interface eine indirekte Kritik am Internet als Ganzes. Während das kooperative Projekt zum einen als Schnittstelle fungiert, um unterschiedliche Kulturen miteinander zu verbinden, repräsentiert es zum anderen eine Form der westlich geprägten, digitalen Kolonialisierung, die andere Alphabete und Lesegewohnheiten unberücksichtigt lässt.